Ebola, Erdbeben, Weltkulturerbestätten, die Havel und „Der nasse Fisch“ – eine wirklich facettenreiche Themenpalette haben die diesjährigen Preisträger des Förderpreises der Kartographie-Stiftung Ravenstein, dem Nachwuchspreis der DGfK, in diesem Jahr präsentiert.
14 junge Auszubildende und Studierende durften sich über die Geldpreise freuen und Ihre Arbeit einem interessiertem Fachpublikum vorstellen. Der Präsident des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung, Luz Berendt eröffnete die Veranstaltung im Panoramasaal des Amtes in Stuttgart. Nach der Villa Mumm in Frankfurt und dem Friedenssaal in Potsdam ein weiterer attraktiver Ort für die Preisverleihung und Ausdruck der Bedeutung des Preises.
Gerade im Vorfeld der INTERGEO wurde vielfach auf den Preis hingewiesen, sei es bei der Eröffnungsveranstaltung oder bei den Plenarys. Der Nachwuchspreis der DGfK hat nach seiner Standortbestimmung 2012 seinen festen Platz und eine hohe Bedeutung für die immer wichtigere Nachwuchsförderung. Berufe der Geoinformationstechnologie werden als immer bedeutender wahrgenommen – gute Zeiten für gute Fachkräfte. Es ist die Aufgabe der Verbände und auch der etablierten Institutionen die neue Generation an „Geospatial 4.0“, heranzuführen. Ein Nachwuchspreis stellt hierfür eine wichtige Wertschätzung dar.
Der Preis ist dabei gleichzeitig Leistungsschau und Motivation, sich in der Branche zu positionieren und vorzustellen. Diese Aufgabe haben die Preisträger mit Bravour absolviert. Dem Fachpublikum ist der souveräne Präsentationsstil aufgefallen. Aus den früher eher zurückhaltenden Präsentationen der hochwertigen Arbeiten ist heute eine attraktive Darstellung eines komplexen Medienprojektes geworden.
Dabei reicht es schon lange nicht mehr aus, nur eine technische Lösung anzubieten: Gestaltung, Funktionalität und nicht zuletzt die Schnittstelle zum Nutzer, die Usability entscheidet über eine erfolgreiche Arbeit.
Das wurde vor allem bei dem Gewinner des 1. Preises Sebastian Jüngling vom Geoforschungszentrum Potsdam deutlich. Videokonferenz, Erklärvideo bei Youtube und nicht zuletzt eine hochinteraktive Applikation. Das Thema seiner Arbeit:„Geowebdienst zur Darstellung von historischen und aktuellen Erdbebenereignissen“ zeigt beeindrucken den Mehrwert von Geodaten für Forschung und Gesellschaft. Die Jury begründete den Preis folgendermaßen: Die raum-zeitliche Verteilung von Erdbeben wird in dieser Applikation mit klarer Struktur und hoher Funktionstiefe visualisiert. Die intuitiv bedienbare Nutzeroberfläche ermöglicht sowohl dem Laien als auch den Fachleuten seismische Aktivitäten zu explorieren. Das Projekt wurde nach Kriterien des responsive Designs realisiert und lässt aktuellste Informationsgewinnung zu.
Dabei ist Sebastian Jüngling schon ein alter Haase, hat er doch im letzten Jahr in einem Team ebenfalls einen Preis gewonnen. Mit seinem diesjährigen 1. Preis zeigt sich eine deutlich Progression was Know-how, Gestaltung und Umfang angeht.
Der zweite Preis ging an ein Team des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main. Sandra Kempa, Katrin Kniese, Felix Schulke, Jens Wegge und Philipp Wolf setzten sich mit dem Thema: „Ebola begreifen“ auseinander. Sie gestalteten und realisierten eine komplexe Wandtafel und eine passende Internetanwendung. Das Urteil der Jury lautete: Zur Präsentation in Schulen und Ausstellungen, sowie zur Information an öffentlichen Plätzen wurde eine großformatige Übersichtskarte von Westafrika mit visuell und haptisch motivierenden Schiebeelementen zum besonderen Thema Ebola erstellt. Die stimmige Gestaltung wird zusätzlich auf eine digitale Anwendung übertragen und informiert über aktuelle Aspekte zum Virus.
Der dritte Preis schließlich wurde von einer der vielen neu in der Ausbildung zum Geomatiker engagierten Institutionen eingereicht. Kim Laura Schubert (Amt für Bodenmanagement Fulda) Sarah Herbert (Amt für Bodenmanagement Fulda) und Patricia Künkel (Amt für Bodenmanagement Marburg) haben ein attraktives Brettspiel zum Thema Weltkulturerbestätten in Deutschland realisiert. „ In einer schöpferischen Leistung wird Jugendlichen ab 14 Jahren das Thema Weltkulturerbestätten in Deutschland spielerisch nahe gebracht. Durch wissensvermittelnde Frage- und Erklärkärtchen werden die Erbestätten in einen zeitgeschichtlichen Kontext gestellt und über das Spielbrett verortet.“ Eine umfassende Arbeit von erstmalig bei dem Wettbewerb engagierten Institutionen. Hier haben die Preisträger auch die wichtige Rolle der Berufsschule bei Ihrer Ausbildung genannt.
Ebenfalls der dritte Preis ging an die sehr professionell agierenden Auszubildenden des LGB-Brandenburg „Die Havel – von Brandenburg bis Havelberg“ Eine richtige Teamarbeit. „Initiiert durch die Bundesgartenschau 2015 wurde eine gestalterisch attraktive und professionelle Lösung für großformatige Ausstellungstafeln sowie einen Begleitband zur Ausstellung veröffentlichungsreif realisiert. Layout und Gestaltung bilden das Ausstellungsgebiet „Lebensraum Havel“ stimmig ab,“ urteilte die Jury. Darüber hinaus zeigt sich auch der hohe Praxiswert, den gerade die Arbeiten des Amtes für Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg haben. Franziska Adam, Swen Schröder, Hannes Seidack und Nikolai Walther haben selbstsicher, souverän und symphatisch die Arbeit vorgestellt und somit fast automatisch Werbung für ihre Ausbildungsstätte und Ihren Beruf gemacht.
In einer anderen Kategorie haben die Studierenden ebenso die Möglichkeit sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Im Rahmen einer Bachelorarbeit zum Thema „Ergänzende kartographische Darstellungen für Literatur“ entstand von Elisa Dobers ein beeindruckender und informativer Kartenband zum Kriminalroman „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher. Auf Basis eines historischen Stadtplans wurden die im Roman erwähnten Lokalitäten schnell und attraktiv erfassbar gemacht und ermöglichen somit dem Leser die Überführung der Schauplätze in das heutige Berlin. Diese Arbeit wurde von der Jury mit dem 1. Preis in der Kategorie Studierende prämiert. Frau Dobers studiert an der Beuth Hochschule für Technik Berlin im Studiengang Kartographie und Geomedien. Sie konnte sich nicht nur über das attraktive Preisgeld, sondern – wie alle anderen Preisträger auch – über eine kostenfreie Jahresmitgliedschaft bei der DGfK freuen.
Seine Arbeit vor vielen Entscheidungsträgern vorzustellen ist sowohl Chance als auch Herausforderung. Immerhin waren die Präsidenten von zwei Landesbehörden, der Präsident der DGfK Manfred Weisensee, Vertreter des BKG, Professoren der wichtigen Hochschulen für die Studiengänge der Geotechnologie, Vertreter der Verlagskartographie und natürlich auch der Vorsitzende der Kartographie-Stiftung Ravenstein Horst Schöttler bei der Preisverleihung. Ein wichtiges Publikum! Leider war zu wenig Nachwuchs im Auditorium. Ob es an dem Termin oder an der Information über diese Veranstaltung lag, die Vorstellungen der Preisträger hat eine breitere Öffentlichkeit verdient, nicht zuletzt um noch mehr zur Teilnahme zu motivieren.
Positiv fällt die zunehmende Bandbreite bei den teilnehmenden Ausbildungsbetrieben auf. Fünf Jahre nach der Neuordnung des Berufsbildes hat sich die Geomatikerausbildung gut positioniert. Dahingehend hat die Teilnahme durch Studierende durchaus noch Luft nach oben. Die Hochschullehrer dürfen ruhig aktiv für den Förderpreis werben und somit zur Vorstellung der gesamten Bandbreite des Berufsfeldes, vom Lehrberuf bis hin zu den akademischen Abschlüssen beitragen.
Die Ausschreibung für den Ravenstein-Förderpreis 2016 erfolgt in der nächsten Ausgabe der KN, der Vorstand und die Jury der Kartographie-Stiftung Ravenstein freuen sich auf die neuen Teilnehmer!
Dirk Zellmer (Vorsitzender der Jury)
1. Preis Auszubildende Sebastian Jüngling GeoForschungszentrum Potsdam im Zentrum für |
Geowebdienst zur Darstellung von historischen und aktuellen ErdbebenereignissenBegründung der Jury: |
2. Preis Auszubildende Sandra Kempa Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) |
„Ebola begreifen“ – Wandtafel und interaktive AnwendungBegründung der Jury: |
3. Preis Auszubildende Kim Laura Schubert Arnold-Bode-Schule Kassel |
Weltkulturerbestätten in Deutschland – Das BrettspielBegründung der Jury: |
3. Preis Auszubildende Franziska Adam Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg |
„Die Havel – von Brandenburg bis Havelberg“Begründung der Jury: |
1. Preis Studierende Elisa Dobers Beuth Hochschule für Technik Berlin, |
Kartenkonzeption zum Kriminalroman „Der nasse Fisch“Begründung der Jury: |